Die Geschichte von Hirm
Archäologische Funde aus der Kupferzeit (Badener Kultur) weisen darauf hin, dass das Gemeindegebiet von Hirm schon in urgeschichtlicher Zeit besiedelt war. Mehrere Brandgräber aus der späten Bronzezeit (Urnenfelderkultur) wurden bei Erdbewegungen anlässlich des Baus der S31 freigelegt. Westlich des Ortes befindet sich der berühmte Hexenhügel, ein Grabhügel der Hallstattkultur, und knapp östlich auf den Kirchfeldbrunnäckern lag ein großer römischer Gutshof.
Entwicklung des Dorfes
Im 16. und 17. Jh. standen die Hirmer Edlen in den Diensten der Forchtensteiner Grafen. Zweifelsohne hat Hirm während der Kriegsjahre 1605 und 1620, als ungarische Rebellentruppen bzw. Türken und Tataren den Landstrich verwüsteten, schwer zu leiden gehabt. Im Jahr 1627 gliederte der neue Besitzer der Grafschaft Forchtenstein, Graf Nikolaus Esterhazy, Hirm seine Besitzungen an. Aus dem Forchtensteiner Urbar von 1675 ist zu entnehmen, dass das Dorf gegenüber dem 16. Jh. gewaltig angewachsen war.
Über das Schicksal der kleinen Gemeinde in den Türken- und Kuruzzenkriegen im späten 17. und frühen 18. Jh. sind wir nicht unterrichtet, doch ist nicht daran zu zweifeln, dass sie, so wie ihre Nachbargemeinden, unter Plünderung, Requirierung, Brandstiftung, Totschlag und Verschleppung ihrer Einwohner zu leiden hatte. Überdies dürfte eine gedeihliche Weiterentwicklung des Dorfes durch die im 17. und 18. Jh. wütenden Seuchen (Pest 1644, 1650, 1713; Viehpest 1725/26) sowie elementare Ereignisse (Hagelunwetter, Überschwemmungen, Großbrände) gehemmt worden sein, zumal auch eine allgemeine Wirtschaftsdepression im 18.Jh. den Bauern das Leben schwer machte. Aus dem maria-theresianischen Urbar des Jahres 1767 ist zu entnehmen, dass das Dorf innerhalb eines Jahrhunderts (seit 1675) fast unverändert geblieben war. Zu Anfang des 19. Jh. wurde die Entwicklung des Ortes wiederum durch schweren Hagelschlag und Hochwasser-Katastrophen (1813, 1831) beeinträchtigt. Den entscheidenden Umbruch in der Geschichte der Gemeinde brachte die Errichtung einer großen Zuckerfabrik im Jahr 1850, was mit einem rasanten Anwachsen der Siedlung verbunden war.
Neben den politischen Veränderungen - wobei die wichtigste bestimmt die Aufhebung des Untertanentums war - bewirkte das Jahr 1848 eine verwaltungstechnische Aufteilung des Gebietes in Wahlbezirke. Dabei wurde der Bezirk Mattersdorf geschaffen, dem auch Hirm zugeteilt wurde. Als im Herbst 1849 von Seiten des Wiener Hofes das militärische Vorgehen gegen Ungarn verfügt wurde, standen auch der Bevölkerung von Hirm schwere Zeiten bevor, weil es nahe der Straße Wiener Neustadt-Ödenburg lag. Einquartierungen, Fuhrwerke und Vorspann waren zu leisten. Eine Folge der Auseinandersetzungen war auch der Ausbruch einer Choleraepidemie, der in Hirm im Jahr 1849 viele Menschen zum Opfer fielen. Das Gemeindegesetz von 1871 teilte die Gemeinden in Groß- und Kleingemeinden ein. So entstand die Kleingemeinde Hirm mit eigenem Vertretungskörper, Gemeinderepräsentanz und Gemeindevorstand. 1881 eröffnete Hirm eine eigene Dorfschule, 1885 ein Postamt, welches auch für Krensdorf zuständig war. Im Jahr 1914 errichtete die Zuckerfabrik, der wichtigste und größte Arbeitgeber innerhalb der Gemeinde, ein Krankenhaus mit zehn Betten. Im selben Jahr brach der Erste Weltkrieg aus. Bis zum Kriegsende im Herbst 1918 hatte Hirm 31 Gefallene zu beklagen.
Während der allgemeinen Wirtschaftskrise der Zwischenkriegszeit bot die Zuckerfabrik in Hirm den Arbeitern der näheren Umgebung einerseits zumindest für einige Monate im Jahr einen sicheren Arbeitsplatz, andererseits ermöglichte sie den Bauern einen sicheren Absatz ihrer Zuckerrübenproduktion. Über die Kriegsjahre 1939-45 liegen keine schriftlichen Unterlagen der Gemeinde auf. 1944 wurde die ehemalige Zuckerfabrik, in der zu diesem Zeitpunkt Material für die Wr. Neustädter Flugzeugwerke lagerte, von amerikanischen Flugzeugen bombardiert. Gegen Kriegsende quartierte sich eine starke SS-Einheit im Dorf ein. Die deutschen Einheiten verließen aber rechtzeitig das Dorf, sodass die ersten sowjetischen Panzer kampflos in Hirm einrollen konnten. Die Kampftruppe verhielt sich in Hirm relativ human; allerdings verübte der nachrückende Tross die aus anderen Orten sattsam bekannten Gewalttaten. Eine besondere Belastung für den Ort bedeuteten die 2.000 - 3.000 Ostarbeiter, die sich hier sechs Monate aufhielten. In den folgenden Jahren wurden die Kriegsschäden allmählich beseitigt. Die Fabrik blieb jedoch herrenlos und war dem Verfall preisgegeben; sie wurde aber bis knapp vor dem Abzug der Besatzungsmacht als USIA-Betrieb von den Russen verwaltet.
Durch das Gemeindestrukturverbesserungsgesetz wurde Hirm am 1.1.1971 mit Antau zur neuen Gemeinde Hirm-Antau zusammengelegt, wobei Hirm zum Sitz der Gemeinde bestimmt wurde. 1991 erfolgte die neuerliche Trennung der beiden Ortsteile und Hirm wurde wieder eine eigenständige Gemeinde.